Freitag, 30. November 2012

Nachts beim Park

Neulich war ich wieder mal mit dem Herrn Lehrer unterwegs. Das ist ganz lustig, da krieg ich eine warme Mahlzeit, ein paar Bier und was zu lachen. Wenn ich den Herrn Lehrer nämlich ein paar Mal beim Billard gewinnen lasse, hüpft er durchs Zimmer wie ein großer Kaiserpinguin auf Speed.
Und bei soviel guter Laune gibts nur eins, was die gute Laune noch heben kann: Alkohol. Also haben wir zum Billard ein Bier getrunken. Und dann noch eins. Und noch eins. Und dazwischen ein paar Wodka. Als ich die Heimreise mit Straßenbahn antrat, war ich deshalb schon recht benebelt. Ich habe aus dem Fenster und in die Umgebung geschaut. Plötzlich ist mir alles sehr unbekannt vorgekommen. Kein Wunder, bin ich doch in meinem Rausch in die falsche Linie gestiegen. Kruzifix und Wolkenbruch! Bei der Endstation verließ ich dieses unkorrekte Gefährt und stand schließlich um halb eins in der Nacht ganz allein neben einem großen finsteren Park. Um mich herum nur Kälte und Regen... und potentielle Triebtäter in finsteren Ecken.
Früher kamen die Helden auf weißen Pferden, heute über das Mobilfunknetz. Der Herr Lehrer hat sich per Kurznachricht für die vier gewonnenen Partien bedankt, woraufhin ich ihm gleich mein Leid geschildert habe. Da kramte er aus seinem Chaos einen Stadtplan hervor, rief mich an und beschrieb mir den Weg zum Bahnhof. Den hätte ich wahrscheinlich auch allein gefunden, aber sein Tip mit dem Taxi war Gold wert. So musste ich mein berauschtes Ich nur eine Viertelstunde durch den Regen schleppen, der nette Pilsner Taxler brachte mich in fünf Minuten zum Wohnheim.
Von dem ekelhaften Kopfweh, das mich am nächsten Tag heimsuchte, will ich gar nicht erst anfangen. Das wars, von jetzt an rühr ich dieses Zeug nie wieder an! Dieser verdammte Wodka! Ich steig wieder auf Absinth und Becherovka um.

Montag, 12. November 2012

Hurra, wir leben noch!

Falls jemand da draußen den Wunsch nach ein bisschen mehr Action im Leben verspürt, empfehle ich dringend eine Autofahrt von Pilsen nach Wien in einem wunderschönen, leicht funktionsuntüchtigen, russischen Vehikel. Der Fahrer sollte dabei unbedingt ein wortgewandter, zu Prokrastination neigender, Elvis verehrender Österreich-Lektor sein, der ständig am Rande des Wahnsinns spazieren geht und seine Beifahrer zum Sprung über selbigen zu verleiten versucht.
Kurz und gut: Das Gefährt des Herrn Lektor wurde in der Nacht vor der Reise von einem Mader (den vermutlich der penetrante Gestank eines Orangenduftbaums angelockt hat) angeknabbert. Das gute Tier hat dabei irgendein besonders wichtiges Teil erwischt, denn anstelle von vier Zylindern fuhr der Motor knappe fünf Stunden lang nur mit zwei. Richtig, das ist gar nicht gut! Und wenn einem dann noch von dem großen Kerl mit der punkigen Mönchfrisur alle zehn Minuten das Ende der Fahrt/der Welt/des noch jungen Lebens verkündet wird, fragt man sich unwillkürlich, was man eigentlich gegen die Österreichischen Bundesbahnen hat.

Samstag, 3. November 2012

Von Augen und Gänsen

An die Einwohner Pilsens: Falls Sie in den letzten zwei Tagen eine attraktive Blondine mit Sonnenbrille (die sie sogar um zehn Uhr abends nicht abgenommen hat) erblickt haben, das war nicht Goldie Hawn, das war meine augenkranke Mama. Für den Trip nach Pilsen wollte sie ganz besonders hübsch aussehen und hat leider einmal zu oft in die Infrarotbestrahlungslampe geblickt. Auch die überaus uncharmante Absteige, die sich im Internet als 3-Sterne-Hotel ausgab und die Mama schließlich für zwei Nächte gebucht hat, konnte das geschwollene Auge nicht dazu bringen, sich doch ein bißchen zu öffnen. War auch besser so, der Schock wäre zu groß gewesen. Heilung brachte schlussendlich ein Besuch in Pilsens bester Abendlokalität "Potrefena Husa", einer gelungenen Mischung aus Restaurant und Bar, die alle Wünsche erfüllt und das Herzchen von Stiefpapa Franz zum Hüpfen brachte. Tolles Essen, tolles Bier, gute Stimmung, gute Preise, lustige Kellner. Franz wollte dort gar nicht mehr weg. Wir werden nun wieder fleißig Lotto spielen. Bei einem Sechser stecken wir das Geld in ein Lokal und bringen die "Potrefena Husa" (dt. getroffene Gans) nach Wien. Oder wir nennen das Lokal in Anlehnung an Mamis Experimente "Das beleidigte Auge".