Samstag, 23. Februar 2013

Farbenspiele

Gestern machte ich auf meiner freitäglichen Fahrt zu Mami einen Zwischenstop im Donauzentrum. Beim Donauzentrum handelt sich um einen sehr großen Einkaufstempel in Transdanubien, quasi der Hauptumschlagplatz für Konsumartikel aller Art. Transdanubien nennen die Wiener jenen Teil der Stadt, der am östlichen Donauufer liegt. Übermäßig urbanisierte Deppen behaupten sogar Transdanubien läge bereits im tiefsten Niederösterreich, was natürlich nicht der Wahrheit entspricht. Mittlerweile kann man dort sogar ohne Auto einkaufen gehen - solange man gut zu Fuß ist.
Ich wollte mir nur eine Kleinigkeit zu essen holen, denn ich wusste nicht, ob meine Mutter etwas auftischen würde, und hungern bis zum Abend soll ja nicht sehr gesund sein. Bei meiner Tour zum Supermarkt streifte mein Blick viele Bekleidungsgeschäfte. Und weil ich schon einmal vor Ort war, wollte ich auch das eine oder andere aufsuchen. Ich fand nichts Passendes, aber mitten in der überaus grellen Sportabteilung des "New Yorker" hatte ich eine Idee: Ein neues Projekt! Ich wollte ein dunkelgraues Kapuzensweatshirt kaufen und es nach meinen Vorstellungen aufpeppen. Auf der Suche nach einer Nietenzange, Textilfarbe und Perlen stürmte ich von einem Geschäft zum nächsten. Die Ausbeute erwies sich als recht mager: Nieten zum Aufbügeln und Perlen zum Aufnähen. Ein Näh- oder Bastelgeschäft sucht man im großen DZ vergebens, dafür kann man sich an jeder Ecke ein neues T-Shirt kaufen.
Zwei Stunden später legte ich bei Muttern los und debütierte als Sweatshirtoberflächendesignerin. Weitere zwei Stunden später war der erste Teil erledigt und eine Sonne aus Perlen zierte die linke Fronthälfte. Der zweite Teil war bedeutend einfacher: Mami bügelte mir die Nieten auf, da ich seit Jahren kein Bügeleisen mehr angefasst habe. Mit meinem Kunstwerk im Plastiksackerl verließ ich dann die Wohnung mit dem festen Vorsatz, es für den Abend gut sein zu lassen. Hat super funktioniert, bis ich die kleinen Perlen gefunden und damit die Sweatshirttaschen verziert habe.
Die größte Schwierigkeit lag aber noch vor mir: Textilfarbe finden und malen. Im Internet entdeckte ich einen Laden im Nirgendwo. Heute morgen bin ich dort hingefahren und habe eingekauft: Schablonen mit maritimen und asiatischen Motiven sowie zwei verschiedene Farben. Die Hinweise auf dem kleineren Farbtiegel fand ich etwas verwirrend: Man sollte das bemalte Objekt sechs Stunden in den Ofen legen, um die Farbe zu trocknen. Nach dem Malen las ich mir das noch einmal durch und stellte fest, dass ich langsam senil werde: Sechs Stunden trocknen lassen und dann zum Fixieren für ein paar Minuten in den Ofen legen.
Mit Schablonen malen ist wirklich praktisch, aber es sieht leichter aus als es ist. Nachdem das Malen mit der ersten Schablone so gut funktioniert hat, konnte ich nicht mehr aufhören und verzierte mein Sweatshirt mit einem bunten Motivgemisch. Jetzt weiß ich auch, warum auf den Farbtiegeln der Hinweis steht, dass man nicht zu viel Farbe auftragen soll. Wenn ich mich daran gehalten hätte, hätte ich jetzt keinen unförmigen Klecks auf dem rechten Ärmel, der eigentlich ein Schmetterling sein soll. Also falls ich euch zufällig einmal in meinem Unikat über den Weg laufen sollte, achtet bitte nicht auf die beklecksten Ärmel, sondern einfach nur auf die leuchtend blaue Meerjungfrau auf der Rückseite.